Symposium Lehren und Lernen – Ein Nachbericht

Am 12. und 13. Oktober ging unsere Veranstaltung „Lehren und Lernen – Auf dem Weg zur beziehungsorientierten Schule“ in den Hallen des Steiermarkhofs erfolgreich über die Bühne. Und mit über 100 TeilnehmerInnen können wir sicherlich von einem vollen Erfolg sprechen.

Die Eröffnung machte Dr. Josef Zollneritsch, der in einem flammenden Plädoyer die Wichtigkeit von psychologischem Wissen und auch psychologischer Betreuung von SchülerInnen und auch LehrerInnen hervorhob.

Im Anschluss legte Joachim Bauer, der Hauptakt des Tages, los und erklärte, wie richtige Beziehungskompetenz in Schulen aussehen sollte.

  1. Sehen und Gesehen werden: LehrerInnen sollten mit wohlwollenden Blicken ihre SchülerInnen ermutigen, sich zu zeigen. SchülerInnen müssen wieder lernen, dass sie gesehen werden. Das wirkt beziehungsstiftend.
  2. Gemeinsame Aufmerksamkeit: Haben SchülerInnen das Gefühl, dass sie sich ausschließlich für das interessieren müssen, was LehrerInnen ihnen vorgeben, fördert das in keiner Weise eine gute Beziehung. Etwas Wesentliches fehlt hier nämlich und das ist das Interesse von LehrerInnen an dem, was ihre SchülerInnen bewegt. Dadurch kann es passieren, dass sich SchülerInnen nicht mehr für die Beziehung zu Ihren LehrerInnen engagieren.
  3. Emotionale Resonanz: Hierunter versteht Joachim Bauer, sich auf den emotionalen Zustand anderer „einzuschwingen“ bzw. andere mit dem eigenen anzustecken. Für eine gelingende Beziehung ist es also notwendig, sprichwörtlich in Einklang zu sein. Dazu gehört, die richtige Reaktion auf die jeweilig gezeigte Emotion zu zeigen. Ein trockenes, „Ja, das Leben ist hart und ungerecht“, als Reaktion auf eine traurige Geschichte eines Schülers gehört z.B. nicht zu dieser Kategorie. Stattdessen wären hier stimmige Mimik, mitfühlende Betroffenheit angebracht, ohne dabei ganz in Mitleid aufzugehen.
  4. Gemeinsames Handeln: Etwas gemeinsam zu unternehmen ist viel wichtiger, als oft angenommen wird. Gemeinsame Ausflüge oder auch nur hin und wieder Gruppenspiele zu veranstalten, an denen sich die LehrerInnen beteiligen können sich unmittelbar auf die Beziehung in der Klasse auswirken.
  5. Grundsätzliche Kooperationsbereitschaft und das angeborene Bedürfnis nach Fairness: Die Erfolgsstrategie für gelingende Beziehungen lautet, „Sei freundlich und primär bereit, als Erster zu kooperieren“, „Schlage bei Unfreundlichkeit zurück“ (hierbei ist natürlich nicht sprichwörtliches Zurückschlagen gemeint, sondern pädagogische Grenzen zu ziehen und einzufordern, ohne dies als Rache, Kränkung und Beschämung wirken zu lassen) und „Sei nicht nachtragend“ (versuche es nach einer Grenzziehung wieder mit Kooperation).
  6. Das Verstehen von Motiven und Absichten: Dieser Punkt kann nur funktionieren, wenn die ersten fünf eingehalten werden. Motive, Absichten oder Abneigungen richtig zu deuten und auf diese einzugehen ist entscheidend dafür, die Potentiale der SchülerInnen zu entfesseln. Beobachtungsgabe allein reicht hier nicht aus. Es bedarf vor allem auch des Gesprächs. Dabei ist es unbedingt notwendig, auf den jeweiligen Menschen einzugehen. Probleme mögen oft die selben sein, die Betroffenen sind aber höchst unterschiedlich, weshalb Standardlösungen selten hilfreich sind.

Im Anschluss an Joachim Bauers Vortrag besprach Haim Omer während einer abendlichen Supervision im direkten Gespräch den TeilnehmerInnen deren Fälle und half Ihnen dabei, besonders schwierige Situationen mit Klientinnen zu bewältigen. Am darauffolgenden Tag präsentierte er dann sein Konzept der Neuen Autorität für LehrerInnen. Diese fühlen sich heute oft isoliert und entmachtet. Die Erwartungen an sie seien größer, die Handlungsmöglichkeiten kleiner und Kritik an Ihnen fast schon die Mode. Es braucht deshalb einen neuen Umgang im Klassenzimmer. Traditionelle Autorität in der Schule war geprägt von Distanz, Kontrolle, Hierarchie und unmittelbarer Bestrafung. Dem wurde versucht, mit einem antiautoritären Stil zu begegnen. Dies hinterließ jedoch ein Vakuum an Autorität, wodurch Kinder aggressiver und impulsiver wurden und ein schlechteres Selbstbild entwickelten. Erwachsene hingegen fühlten sich zunehmend machtlos und neigten entweder zu, völlig nachzugeben oder im schlimmsten Falle zuzuschlagen. Dies ging so weit, dass eine Sehnsucht nach Macht und Machtfiguren entstand. Die Neue Autorität will dem entgegen wirken. Sie steht auf den vier Säulen Präsenz, Selbstkontrolle, Vernetzung mit anderen und Beharrlichkeit.

Den Abschluss machte Philip Streit, der den Schulterschluss zwischen Positiver Erziehung und Gesellschaft bildete. Historisch betrachtet hatten verschiedene Kulturen und Epochen auch immer ihre eigenen Erziehungsformen. So unterschiedlich diese auch waren, das Ziel dahinter war immer, die jeweilige Gesellschaft voranzubringen. Inzwischen wissen wir, dass das Setzen auf Stärken und deren Förderung die größte Erfolge erzielt und dass eine positive Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden die beste Basis dafür schafft. Dies wird am einfachsten erreicht, wenn achtsam untereinander kommuniziert wird und auch der Wert von Fehlern erkannt wird. Nur wer auch einmal etwas falsch macht, kann daraus lernen. Außerdem sollte einsames Pauken der Vergangenheit angehören, weil man gegenseitig das jeweilige Potential der anderen provozieren kann. Insgesamt ist auch wichtig, das größere Ganze nicht aus den Augen zu verlieren. Für die nächste Prüfung zu lernen zeugt nicht unbedingt von Weitblick. Es muss immer herausgestrichen werden, warum etwas gelernt wird, welchen Wert es hat und wie es nicht nur einen selbst sondern uns alle voran bringt. Wenn man dann noch den Blick für das Außergewöhnliche behält, ist der Nährboden für erfolgreiches Lernen gelegt.

Mit einem prall gefüllten Steiermarkhof und einem begeisterten Publikum freuen wir uns, dass das Symposium Lehren und Lernen ein voller Erfolg war und wir freuen uns auf die nächste positive Lernerfahrung mit Ihnen!

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