Die steirische Hauptstadt stand ganz im Zeichen der Zukunft des Coachings und der Therapie. Den Anfang machte der „Indiana Jones des Coachings“, Robert Biswas-Diener. In seinem Workshop und seiner anschließenden Keynote erklärte er die wichtigsten Aspekte, die Positives Coaching ausmachen, die sie von regulärem Coaching abheben und wie sie am effektivsten eingesetzt werden können.

Darauf folgte Tayyab Rashid, der federführende Entwickler der „Positiven Psychotherapie“. Diese zielt vor allem darauf ab, dass Menschen sich auf ihre Stärken und Ressourcen besinnen und sich diese zu Nutze machen. Die Erfolge, die er mit diesem Modell erzielen konnte, sind inzwischen in zahlreichen wissenschaftlichen Artikeln nachzulesen und belegt.

Daran konnte dann sofort Anton Laireiter, österreichischer Psychotherapeut und Therapieforscher anknüpfen. In seinem Vortrag verglich er die Wirkungsweisen und -stärken der Positiven Psychotherapie mit jenen der Verhaltenstherapie. Faszinierenderweise erwies sich die Positive Psychotherapie vor allem im Gruppentherapiesetting der Kognitiven Verhaltenstherapie als durchwegs überlegen. Depressive Symptome konnten über einen Zeitraum von bis zu 20 Monaten verringert und positive Aspekte wie positive Emotionen, Verbundenheit, Beziehungen und Sinnerleben gesteigert werden.

Alena Slezáčková von der Masaryk Universität nahm sich zweier großer Themenfelder der Positiven Psychologie an: Hoffnung und Posttraumatisches Wachstum. Ihre Forschung zeigt, dass Kinder, StudentInnen, ältere Menschen und sogar Obdachlose und die Menschen, von denen sie betreut werden, höheres Wohlbefinden erleben, wenn sie eine Disposition für das Empfinden von Hoffnung haben. Im Bereich des Posttraumatischen Wachstums zeigte sich, dass faszinierenderweise fast zwei Drittel der Personen, die ein traumatisches Erlebnis hatten oder eine Schwierige Situation (z.B. die Krebserkrankung eines Kindes) durchlebten, gestärkt aus der Situation hervorgingen, anstatt in eine Depression zu verfallen. Ausschlaggebend hierfür war wiederum, wie viel Hoffnung die Personen dabei in sich trugen.

Gunther Schmidt machte sich auf, die Positive Psychologie mit der Hypnosystemik zu verschmelzen. Seiner Ansicht nach sind die Maßnahmen der Positiven Psychologie aus hypnosystemischer und hypnotherapeutischer Sicht sehr wertvolle Interventionen zur Fokussierung auf die von ihr angestrebten Erlebnisprozesse. So können sie bewusst für ein Priming (Bahnung) eingesetzt werden, um unwillkürlich und auch unbewusst die damit verbundenen Netzwerke mit höherer Wahrscheinlichkeit zu aktivieren.

Philip Streit gab einen Ausblick auf das von ihm entwickelte Konzept der Prospektiven Psychotherapie. Diese macht sich die grundsätzliche Fähigkeit des Menschen zu Nutze, sich mögliche Zukunften vorzustellen. Inzwischen gibt es nämlich Hinweise darauf, dass Störungen nicht zwingend das Ergebnis von traumatischen Erlebnissen in der Vergangenheit, sondern das Ergebnis negativer Vorstellungen über die Zukunft sind. Eine Prospektive Therapie macht sich nun die Ambivalenz der Zukunft zu Nutze und bietet eine Bandbreite an ziel- und zeitorientierten Lösungen zur Überwindung aktueller Probleme.

Martin Seligman bildete das Finale in Graz und erzählte von seinem Weg von einem Erforscher der Hilflosigkeit zum Erforscher der Hoffnung und Positivität. Inzwischen ist er der Ansicht, dass der Mensch unter den richtigen Gegebenheiten ein Lebewesen der Positivität ist, dass Wohlbefinden unser Ziel sein sollte, dass wir die Vergangenheit metabolisieren und damit unsere Zukunft formen und dass Schulen und Organisationen und nicht (psychiatrische) Kliniken in unserem Fokus liegen sollten.

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